Mulitivitaminpräparate - Nicht alle Vitamine und Vitalstoffe passen zueinander
Immer wieder gibt es auf dem Markt sogenannte Multi-Vitamin- oder Multinährstoffpräparate, die nahezu das ganze Spektrum an Vitaminen und Mineralstoffen beinhalten sollen. Diese Produkte sollen offenbar jedem Mangel vorbeugen. Die Unsinnigkeit solcher Marketing-Aussagen wird nämlich sofort augenfällig, wenn man sich die vielfältigen Wechselwirkungen der zahreichen Mikronährstoffe vergegenwärtigt.
Denn auch hier gilt: Viel hilft nicht immer viel, sondern kann vollkommen wirkungslos oder sogar schädlich sein!
Wechselwirkungen: Wirkungslosigkeit und sogar mögliche Schädlichkeit
So wie es auf der einen Seite durchaus gute und sogar wichtige Kombinationen von Vitaminen und Mineralstoffen gibt, die sich gegenseitig ergänzen bzw. unterstützen, so gibt es auf der anderen Seite solche Vitamine und Vitalstoffe, bei denen es zu kontraproduktiven Wechselwirkungen kommt, wenn man sie zusammen einnimmt, was bei Multivitamin-Präparaten häufig der Fall ist und nicht selten auch auf andere Kombi-Präparate zutrifft, die gegen etwas Bestimmtes eingesetzt werden (sollen).Teilweise wird die Wirkung einzelner Vitalstoffe durch ihre „Gegenspieler“ sogar aufgehoben, so dass man sich als Konsument dann auch wundert, warum die erhoffte Wirkung trotz hoher Dosierung nicht eintritt.
Bitte beachten:
Bei Einnahme von Medikamenten sollte wegen möglicher Wechselwirkungen
immer erst ärztlicher Rat eingeholt werden, bevor sehr hoch oder leider oft auch zu hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Nachstehend sollen einige der häufigsten Wechselwirkungen von elementaren Vitaminen und sonstigen Spurenstoffen im Stoffwechsel aufgeführt werden, die sich gegenseitig beeinflussen oder gar neutralisieren und deshalb als sinnlos und sogar gefährlich angesehen werden müssen. Dem Konsumenten wird dadurch vorgespiegelt, etwas Gutes für sich getan zu haben.
In Wirklichkeit dienen diese Kombinationsmittel nur dazu, bestenfalls teuren Stuhl bzw. Urin zu produzieren und schlimmstenfalls sogar, sich durch Verschlackung seines gesamten Organismus nachhaltig zu schädigen.
Noch mehr gilt letzteres für Zusatzstoffe - ob harmlos oder nicht - enthalten wie z.B. Maltodextrin, Siliciumdioxid, Stearinsäure, Talkum, Saccharose, Arabisches Gummi, Hypromellose, Carnaubawachs, Farbstoffe, Schellack, Titandioxid usw. Dass diese als Zusatzstoffe oder Trennmittel zugelassen sind, ändert nichts an ihrer Überflüssigkeit für die Gesundheit. Nicht selten dienen sie sogar nur der optischen Aufhübschung von Pillen, als Trennmittel und/oder vor allem, weil das Produkt dadurch oft preiswerter wird.
Problematische Kombinationen:
Nachstehend finden Sie beispielhaft häufige, in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommende ungünstige Kombinationen von Vitalstoffen:
Calcium + Eisen
Calcium neutralisiert Osteoporose-Medikamente und vermindert die Resorption, also die Aufnahme von Eisen. Somit sollte man beider nicht zusammen einnehmen.
Calcium + Magnesium
Schon seit über 30 Jahren ist die wechselseitig gestörte Resorption von Magnesium und Calcium bekannt, was bedeutet, dass es im Darm zu einer gegenseitigen Beeinträchtigung der Wirkung kommen kann.
Dies ist aber nur dann der Fall, wenn die beiden Elemente in höheren, therapeutischen Dosen eingenommen werden, wenn Sie also zum Beispiel 1000 mg Calcium und 1000 mg Magnesium gleichzeitig dem Organismus zuführen, weil dann die Resorptionsrate überschritten werden kann. Daher sollte bei therapeutischer Anwendung bei der Einnahme beider Elemente besser ein Abstand von 2-3 Stunden eingehalten werden.
Calcium + Vitamin D3
Die gleichzeitige Gabe von Vitamin D kann zu sehr hohen Calciumwerten im Blut und damit möglicherweise zu Calciumsteinen in der Niere führen. Denn Vitamin D3 lässt das Cal-cium im Blut ansteigen, so dass die zusätzliche Gabe von Calcium noch ungünstiger ist. Deshalb sollte zu Vitamin D3 das Vitamin K2 eingenommen werden, damit ein zu hoher Vitamin D3-Spiegel vermieden wird. Das bedeutet aber nun nicht, dass bei gleichzeitiger Einnahme von Calcium nun mehr Vitamin K2 eingenommen werden sollte, da dieses – trotz ansonsten positiver Wirkungen – nämlich die Blutgerinnung beeinträchtigt. Wer Medikamente zur Blutgerinnung einnimmt, sollte erst recht nicht zusätzlich zu hohe Dosen an Vitamin K2 einnehmen. Dies gilt auch hierfür:
Coenzym Q10 + Vitamin K2 oder Selen oder Vitamin E
Coenzym Q10 kann, ebenso wie Vitamin K und Selen, die Blutgerinnung beeinflussen. Auch hier muss aufgepasst werden, ob es aufgrund einer im Nahrungsergänzungsmittel vorhandenen Kombination von Q10 mit einem der anderen beiden Stoffe zu einer uner-wünschten verstärkten Blutungszeit kommen kann. Auch die zusätzliche Einnahme von Vitamin E beeinflusst ebenfalls die Blutgerinnung ne-gativ, so dass diese bei Einnahme ebenfalls kontrolliert werden sollte.
Vitamin K2 + Vitamin A oder Vitamin E
Hohe Dosen von Vitamin A oder E können der Wirkung von Vitamin K entgegenwirken.
Selen + Vitamin K2
Auch eine solche Kombination ist nicht günstig. Selen verlängert die Blutungszeit, deshalb muss wie gesagt die Blutungszeit bei Patienten, die Blutgerinnungshemmer einnehmen, überwacht werden. Wenn man Selen mit Vitamin K2 einnimmt, welches ebenfalls die Blutgerinnung hemmt, kann dies also unerwünschte Folgen haben.
Selen + Vitamin C
Diese Kombination ist besonders ungünstig, da durch Vitamin C das Selen vollkommen zerstört wird und außerdem auch Vitamin C in seiner Wirkung beeinträchtigt wird. Inso-fern ist eine solche Kombination absolut kontraproduktiv.
Selen + Vitamin E
Vitamin E muss – ebenso übrigens wie Beta-Carotin - an sich nicht unbedingt eingenom-men werden, da Vitamin E ausreichend in der Nahrung, die die meisten Menschen zu sich nehmen sollten, wie z.B. in Olivenöl, Sonnenblumenöl, Mandeln oder Haselnüssen enthalten ist. Wer jedoch dennoch Vitamin E zusätzlich supplementiert, sollte nicht unter einem Selenmangel leiden, da dies das Krebsrisiko bei Männern erhöhen kann.
Eisen + Magnesium
Magnesium vermindert im Körper die Aufnahme von Eisen und im übrigen auch verschiedener Antibiotika.
Eisen + Calcium
Die gleichzeitige Einnahme führt zu einer schlechteren Verwertung von Eisen.
Eisen + Mangan
Ebenso kann Eisen die Aufnahme von Mangan behindern. Mangan ist z.B. wichtig für Knochen und Bindegewebe.
Die Aufnahme von Eisen wiederum wird durch Kaffee und Milch, sowie Tee behindert. Vitamin C und andere Säuren erhöhen die Aufnahme von Eisen, weshalb die Einnahme von Eisenpräparaten mit Vitamin-C-haltigen Getränken daher empfohlen wird.
Eisen + Zink
Eisen kann die Aufnahme von Zink verringern, wenn beides zugleich in einem Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird.
Eisen + Vitamin E
Vitamin E wird in seiner Wirksamkeit durch die gleichzeitige Gabe von Eisen, wenn es sich nicht um Eisen der Oxidationsstufe Fe2+ handelt, behindert, weshalb die beiden Mikronährstoffe nicht gleichzeitig eingenommen werden sollen.
Ebenso behindert übrigens die zusätzliche Einnahme von Vitamin E z.B. die Wirkung von Schilddrüsenhormonen.
Kupfer + Zink oder Vitamin C
Diese Stoffe behindern sich gegenseitig, was insbesondere zu einem Kupfermangel führen kann, wenn zu viel Zink und Vitamin C eingenommen wird.
Vitamin B12 + Vitamin C
Vitamin B12 kann durch Vitamin C zerstört werden, weshalb z.B. Ascorbinsäure und Vitamin B12 mit wenigstens zwei bis drei Stunden Zeitversatz eingenommen werden sollten.
Zink und Magnesium
Hohe Zinkdosen scheinen die Aufnahme von Magnesium zu verringern. Zink verändert die Resorption von Magnesium.
Auch diese Stoffe können sich also in ihrer Wirkung wechselseitig behindern, so dass sie um mehrere Stunden zeitlich versetzt eingenommen werden sollten.
Zink + Kupfer + Chrom
Zink kann die Aufnahme und Speicherung von Eisen vermindern und hemmt auch die Aufnahme von Kupfer und Chrom.
Umgekehrt kann auch die in Vollkornbrot enthaltene Phytinsäure – anders als bei Weiß-brot übrigens - die Aufnahme von Zink verringern.
Zink + Folsäure
Viele Menschen leiden offenbar unter Folsäuremangel. Einigen Studien zufolge sollten Zink und Folsäure nicht miteinander in einem Präparat enthalten sein, da Folsäure die Aufnahme von Zink behindert. In einer neueren Studie wurde angeblich keine negative Wechselwirkung festgestellt. Ob eine Studie genügt, um mehrere andere Studien zu wi-derlegen, ist fraglich.
Wer sicher gehen will, was die erhoffte Wirkung betrifft, nimmt bei heutigem Wissenstand angesichts dieser Widersprüchlichkeiten im Zweifel die beiden Stoffe besser nicht gleichzeitig ein.
Vitamin B6
Vitamin B6, auch Pyridoxin genannt, kann die Wirkung verschiedener Medikamente, wie Antibiotika oder auch Parkinson-Mittel ungünstig beeinflussen.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren können die Blutungszeit verlängern und auch die Blutzuckereinstel-lung bei Diabetikern ungünstig beeinflussen, sofern diese schulmedizinisch behandelt werden. Selbst die Anti-Baby-Pille könnte durch Omega-3-Fettsäuren in ihrer Wirksamkeit beein-trächtigt werden.
Ginseng
Was für Vitalstoffe gilt, kann übrigens auch für Pflanzen bze. Heilpflanzen gelten. Ginseng z.B. kann den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck senken, was in Verbindung mit der Einnahme von Blutdrucksenkern zu hypotonen Krisen führen kann. Ebenso beeinflusst Ginseng die Blutgerinnung und kann den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, was in Verbindung beispielsweise mit Kaffee zu hypertonen Krisen und tachykarden Herzrhythmusstörungen führen kann.
Nur einige Beispiele von vielen ...
Die Liste an unerwünschten Wechselwirkungen könnte noch weiter fortgesetzt werden, doch sollten bereits die vorstehenden Beispiele genügen, um aufzuzeigen, dass es die eine „eierlegende Woll-Milch-Sau“ bei Nahrungsergänzungsmittel nicht geben kann.
Im Gegenteil! Oft wird die Wirkung aufgehoben und man schluckt völlig sinnlos irgendwelche Vitamine oder Mineralstoffe, in der irrigen Annahme, sich etwas Gutes zu tun. Schlimmstenfalls kommt es zu negativen Nebenwirkungen.
Noch unübersichtlicher wird die Sachlage, wenn man nicht nur mögliche Wechselwirkun-gen zwischen zwei verschiedenen Wirkprinzipien berücksichtigt, sondern wenn man das gesamte Netzwerk an mehrfach miteinander wechselwirkenden Prinzipien in Betracht ziehen würde, was sowieso grundsätzlich unmöglich ist.
Bestimmte Vitalstoffe müssen auf jeden Fall um einige Stunden zeitversetzt genommen werden, um ihre Wirkung entfalten zu können oder um nicht zu schaden.
Daher sollten wir darauf achten, dass die Vitamine und Mineralien, die wir einnehmen, sich weder in der Wirkung aufheben noch u. U. eine sogar schädliche Kombination ergeben, da wir ansonsten schlimmstenfalls sogar das Gegenteil des Erwünschten erreichen.
Gute Nahrungsergänzungsmittel kombinieren nur zueinanderpassende und die Bioverfügfbarkeit fördernde Vitalstoffe und verzichten am besten ganz auf unnötige Zusatz-, Füll- oder Hilfsstoffe.
Bildnachweis: Titelbild: VeNi (Telomit)
Erstveröffentlichung dieses Beitrages: 05. August 2023
Letzte Aktualisierung am 04. August 2024